„Damit waren nochmals mehr Menschen in der Halle als auf der BioOst vor 14 Tagen“, stellt BioMessen-Veranstalter Wolfram Müller zufrieden fest. „Obwohl der deutsche Bio-Fachhandel unzweifelhaft schwierige Zeiten erlebt, die auch noch nicht vorbei sind, bin ich aktuell doch zuversichtlich, dass die Akteurinnen und Akteure sich auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen“, resümiert BioMessen-Veranstalter Matthias Deppe.
Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin Bundesverband Naturkost Naturwaren BNN e.V. verwies bei der Eröffnung der BioWest auf die Bedeutung von Resilienz in schwierigen Zeiten – und darauf, dass sich Durchhalten lohne. „Das Thema Atomkraft hat viele von uns in der Branche jahrzehntelang bewegt, wir haben demonstriert, uns engagiert und lange Zeit sah es gar nicht danach aus, als ließe sich noch irgendetwas bewegen. Heute ist der Tag da: Alle Atomkraftwerke sind abgeschaltet. Eine schönere Ermutigung zum Durchhalten kann ich mir nicht vorstellen.« Anlass zur Zuversicht sei nicht zuletzt die Tatsache, dass Bio heute definitiv politisch gesetzt und gewollt sei. „Bio wird in den nächsten Jahren auf verschiedenen Ebenen noch viel präsenter werden“, so ihr optimistisches Fazit.
Wie der Bio-Fachhandel präsent und relevant bleibt, darum ging es auf der Podiumsdiskussion „12 Uhr mittags“. Jan Leifert, Geschäftsführer Bioland Nordrhein-Westfalen, Michael Radau, Vorstand SuperBioMarkt AG und Fabian Siebert, Vertrieb Holle Babyfood, waren sich einig, dass der Bio-Fachhandel Alleinstellungsmerkmale habe, auf die er bauen könne, um Kundinnen und Kunden sowohl zu binden als auch neu zu gewinnen. Dazu zählten wesentlich die Werte, die hinter den Produkten stünden. Wie diese zu kommunizieren seien, dafür sahen die Teilnehmenden unterschiedliche Ansätze: Michael Radau skizzierte die Möglichkeit, sich bewusst davon zu verabschieden, „Bio für alle“ machen zu wollen und sich auf die Kernzielgruppe zu konzentrieren, die nicht in erster Linie am Preis interessiert sei. Dieser könne man dann entsprechende Produkt- und Einkaufsqualität bieten: „Wir stehen nicht für das billigste Bio, das werden wir niemals schaffen.“ Fabian Siebert wünschte sich vor allem, dass neue Leute in die Läden kommen. „Wir stecken viel Arbeit und Energie dahin, wo unsere Kundinnen und Kunden schon sind.“ Der Bio-Fachhandel solle sich deshalb außerhalb der angestammten Kanäle präsentieren. Das wiederum sei eine Aufgabe, die nur zu stemmen sei, wenn die traditionell kleinteilige Bio-Branche es schaffe, mit einer Stimme zu sprechen – was bisher nie gelungen sei. Jan Leifert machte darauf aufmerksam, dass Kooperation auch auf regionaler Ebene möglich sei, „durch den Zusammenschluss der Anbauverbände der LVOE sind wir auf der politischen Ebene deutlich schlagkräftiger geworden.“ Patentlösungen für eine erfolgreiche Zukunft des Bio-Fachhandels wurden in Düsseldorf nicht gefunden. Wie groß das Interesse daran wäre, das ließen nicht zuletzt zahlreiche Publikums-Wortmeldungen aus dem vollbesetzten Raum spüren.
Außerordentlich positiv war die Stimmung in den vollen Gängen. Entsprechend zufrieden waren die Ausstellenden: „Hier war noch mehr los als auf der BioOst und die war schon richtig gut“, sagt Christoph Rust, Vertrieb bei Sanchon/Petersilchen. Noch einen drauf setzt Bernhard Vogl vom Getränkehersteller Ostmost, ebenfalls langjähriger Aussteller auf den BioMessen, dessen Stand bereits ab morgens umlagert war: „Für uns möglicherweise die beste BioMesse überhaupt.“
Am 10. September findet die BioSüd in Augsburg statt, den Abschluss des BioMessen-Jahres macht am 17. September die BioNord am neuen Standort Hamburg.