5. April 2023

Bio­Ost
Bio pur, Regio­na­li­tät und ein Hauch von Optimismus

Am 2. April fand die BioOst zum dritten Mal am Standort Leipzig statt. 240 Ausstellende und 1.680 Fachbesucherinnen und -besucher erlebten einen lebendigen Messetag. Zahlreiche regionale Bio-Unternehmen nutzten die BioOst, um sich und ihre Sortimente zu präsentieren, zum Beispiel am Gemeinschaftstand des Landes Sachsen, auf den Gemeinschaftsständen der Anbauverbände oder beim Großhandel Naturkost Erfurt.
BioOst 2023

Die Bio­Ost bot dabei nicht nur eine Büh­ne für neue Pro­duk­te und Sor­ti­men­te für den Bio-Fach­han­del, son­dern auch eine Platt­form für Aus­tausch und Ver­net­zung. Wolf­ram Gün­ther, säch­si­scher Staats­mi­nis­ter für Ener­gie, Kli­ma­schutz, Umwelt und Land­wirt­schaft, Susan­na Kara­wan­s­kij, thü­rin­gi­sche Minis­te­rin für Infra­struk­tur und Land­wirt­schaft und Gerd Zen­der, Staats­se­kre­tär im Minis­te­ri­um für Wirt­schaft, Tou­ris­mus, Land­wirt­schaft und Fors­ten Sach­sen-Anhalt, nutz­ten den Mes­se­sonn­tag, um sich auf einem aus­gie­bi­gen Rund­gang ein Bild vom viel­fäl­ti­gen Ange­bot zu machen und sich mit Aus­stel­len­den und Verbands-Vertreter:innen auszutauschen.

„Wir stre­ben im Öko-Land­bau an, dass Ange­bot und Nach­fra­ge gleich­mä­ßig gut wach­sen — in allen Schrit­ten und über die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te hin­weg. In die­sem Zusam­men­hang hat die Bio­Ost in Leip­zig eine wich­ti­ge Funk­ti­on“, so Staats­mi­nis­ter Gün­ther. Alle wüss­ten, dass die Bran­che ein her­aus­for­dern­des Jahr hin­ter sich habe. „Den­noch kön­nen wir fest­stel­len: Die Nach­fra­ge ist da. Und auf Sei­ten der Unter­neh­men sehe ich vie­le Ideen, nicht nur bei der Ent­wick­lung von Pro­duk­ten, son­dern auch bei der Ver­mark­tung. Ich neh­me hier eine sehr posi­ti­ve Grund­stim­mung mit.“

Minis­te­rin Kara­wan­s­kij stell­te fest, wie wich­tig es sei, öko­lo­gi­sche Pro­duk­ti­on regio­nal und lan­des­über­grei­fend zu den­ken. Schließ­lich gebe es gewach­se­ne Struk­tu­ren in den ost­deut­schen Län­dern, die sich gut mit­ein­an­der ver­knüp­fen lie­ßen. „Am Ende brau­chen wir vor allem aus­rei­chend Mit­tel, um den Aus­bau des Öko­land­baus noch stär­ker zu unter­stüt­zen. Mir ist es wich­tig, dass wir bei der För­de­rung öko­lo­gi­sche Aspek­te und Regio­na­li­tät mit­ein­an­der ver­bin­den. Wir brau­chen star­ke regio­na­le Pro­duk­ti­on und kur­ze Lie­fer­ket­ten. Damit sor­gen wir vor allem für robus­te Ver­sor­gungs­struk­tu­ren und wie wich­tig das ist, hat uns die Coro­na-Pan­de­mie gezeigt.“ Staats­se­kre­tär Zen­der lenk­te das Augen­merk auf die Öko-Bäue­rin­nen und ‑Bau­ern: In Hin­blick auf die Öko-Anbau­flä­chen sei es wich­tig, die Ent­wick­lung der Lie­fer­ket­ten ganz­heit­lich im Auge zu behal­ten, so Gert Zen­der: „Am Ende muss die Leis­tung der erzeu­gen­den Betrie­be aus­kömm­lich hono­riert werden.“ 

Wie sich der Bio-Fach­han­del ange­sichts sin­ken­der Umsät­ze und stei­gen­der Kos­ten auf­stel­len kann, um auch in Zukunft erfolg­reich zu wirt­schaf­ten, dar­um ging es in der der Bio­Mes­sen-Podi­ums­dis­kus­si­on „12 Uhr mit­tags“ unter dem Titel „Wege aus der Depres­si­on“. Karin Rome­der, bei Natur­land Zei­chen zustän­dig für den Fach­han­del, ver­wies auf den grund­le­gen­den Unter­schied zwi­schen Bio- und kon­ven­tio­nel­lem Han­del: „Der Bio-Fach­han­del hat Bio in der DNA, Wir waren immer – und ich wün­sche mir das auch für die Zukunft – die Speer­spit­ze der Bio-Bran­che. Dazu gehört, aktiv die The­men her­aus­zu­spie­len, die uns nach vor­ne brin­gen.“ Die aktu­el­le Kri­se sei zwar eine erheb­li­che, aber durch­aus nicht die ers­te, die die Bran­che erle­be. Auch Tho­mas Höl­scher, Geschäfts­füh­rer des Groß­han­dels Natur­kost Erfurt, wies dar­auf hin, dass Ver­än­de­run­gen grund­sätz­lich unab­ding­bar sei­en, die aktu­el­le Kri­se aber nicht haus­ge­macht, son­dern durch äuße­re Ereig­nis­se ver­ur­sacht sei. „Natür­lich haben wir alle gera­de nicht viel zu lachen, aber ich erle­be ein hohes Maß von Akti­vi­tät und Krea­ti­vi­tät und so dass ich das Wort ‚Depres­si­on‘ in die­sem Zusam­men­hang nicht ange­mes­sen fin­de.“ Mari­sa End­re­jat, Geschäfts­füh­re­rin des jun­gen Unter­neh­mens Elb-Fer­ment, lob­te eben­falls den Opti­mis­mus und Zusam­men­halt. „Elb-Fer­ment gibt es seit vier Jah­ren und wir haben unse­ren Markt­ein­stieg über den Bio­Fach­han­del gefun­den. Wir sind Über­zeu­gungs­tä­ter und da war es ein­fach logisch, dass das unse­rer Weg ist.“ Mal­te Reu­pert, Geschäfts­füh­rer des Bio-Filia­lis­ten Bio­ma­re, berich­te­te von sei­nen Erfah­run­gen im Schutz­schirm­ver­fah­ren und von dem bevor­ste­hen­den erfolg­rei­chen Abschluss: „Man muss ehr­lich in den Spie­gel schau­en und sei­ne Haus­auf­ga­ben machen.“ Das sei schwie­rig und auf­wän­dig, aber man habe es geschafft: „Ab Mai sind wir wie­der ein ganz nor­ma­les Unter­neh­men.“ Das sei auch dem Ver­trau­en von Lie­fe­ran­ten zu ver­dan­ken. Die gemein­sa­men Wer­te, ein beson­de­res Mit­ein­an­der, das sei ein Schatz, des­sen man sich bewusst sein sol­le, aller­dings, so sei­ne War­nung: „Die Ver­gan­gen­heit trägt uns nicht in die Zukunft. 100% Bio, das reicht nicht mehr.“ Am Ende der Dis­kus­si­on gab es kei­ne Patent­re­zep­te für den Bio-Fach­han­del – wohl aber einen Hauch von Opti­mis­mus, dass die Bio-Bran­che mit Resi­li­enz und Krea­ti­vi­tät auch die­se Kri­se über­ste­hen wird.

Ein Fazit, das für die gesam­te Bio­Ost zutrifft: Vol­le Gän­ge, leb­haf­te Gesprä­che – Fachbesucher:innen und Aus­stel­len­de waren am Ende des Tages zufrie­den. „Ein häu­fi­ges Feed­back war, dass die Aus­stel­ler mit gedämpf­ten Erwar­tun­gen an den Start gegan­gen waren und von der Reso­nanz sehr posi­tiv über­rascht wur­den“, berich­tet Bio­Mes­sen-Ver­an­stal­ter Mat­thi­as Dep­pe und Wolf­ram Mül­ler. „Wir freu­en uns natür­lich sehr über die­sen gelun­gen Jah­res­auf­takt der BioMessen.“

Am 16. April fin­det die Bio­West in Düs­sel­dorf, im Herbst fol­gen die Bio­Süd in Augs­burg (10. Sep­tem­ber) und die BioNord am neu­en Stand­ort Ham­burg (17. September).