Seevetal, Oktober 2025 // Am Sonntag, dem 12. Oktober traf sich die deutsche Bio-Branche auf der BioNord in Hamburg. 307 Ausstellende, 4,8 % mehr als im Vorjahr, präsentierten Bio-Lebensmittel, Naturkosmetik und Reformwaren. Neben etablierten Lieferanten des Bio-Handels füllten auch Start-ups, regionale Unternehmen und Verbände mit ihren Mitgliedsunternehmen die Halle B6 auf der Hamburger Messe.
Katharina Fegebank, Hamburger Senatorin für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft nahm sich Zeit für einen Messerundgang und ausgiebige Gespräche mit Branchen-Vertreterinnen und ‑Vertretern. „Gesundheit, Klima und Nachhaltigkeit müssen wir zusammen denken – dafür braucht es eine starke regionale und ökologische Landwirtschaft. Deswegen entwickeln wir gemeinsam mit Wirtschaft, Verbänden, NGOs und der Zivilgesellschaft unser agrarpolitisches Konzept AGRAR+ 2045. Die BioNord unterstützt uns dabei, den Bio-Anbau und die Nachfrage nach Bio-Produkten zu stärken, indem sie Sichtbarkeit, Austausch und Absatzmöglichkeiten schafft“, so die Senatorin. Dass das notwendig ist, bestätigte BioMessen-Veranstalter Matthias Deppe: „Die Zeiten, in denen Bio ein Selbstläufer war, sind erst einmal vorbei. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass sich die Bio-Branche selbstbewusst und aktiv nach außen präsentiert.“ Deshalb hätten sich die Veranstalter auch entschlossen, die BioOst 2026 für alle Bio-Interessierten zu öffnen: „Wir können und müssen mehr Menschen für Bio begeistern und mit unseren Werten öffentlich präsent sein.“ Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Bundesverband Naturkost Naturwaren BNN e.V. stellte dazu fest: „Es ist schließlich kein Zufall, dass hier auf der BioNord vier frisch gekürte Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises unter den Ausstellenden sind, sondern es beweist wieder einmal, dass Bio-Unternehmen einfach perspektivisch weiter denken.“
Um die Zukunft der Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft ging es auch in der BioMessen-Podiumsdiskussion 12 Uhr mittags zum Thema „Pestizide sind kein Weg“. Anja Voß, Geschäftsführerin Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. (BEL), berichtete über aktuelle Studien zur Pestizidbelastung: „Wir wissen, Pestizide bleiben nicht auf dem Acker. Sie sind faktisch überall nachweisbar, selbst im Hausstaub.“ Die offizielle agrarpolitische Position sei bekanntlich, dass zugelassene Pestizide sicher seien, so Dr. Corinna Hölzer, Pestizidexpertin des Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) und fragte: „Aber wie passt das damit zusammen, dass Parkinson als durch Pestizide verursachte Berufskrankheit bei Landwirt:innen anerkannt ist?“ Es gehe nicht darum, jegliche Form des Pflanzenschutzes pauschal zu verdammen, stellte Tim Ruwe, Leiter der Landwirtschaft auf Gut Wulksfelde, klar. „Auch im Bio-Anbau wird ‚gespritzt‘, aber wir arbeiten mit grundsätzlich anderen Ansätzen und Mitteln.“ Dringend reformbedürftig sei das aktuelle System der Zulassung für Pflanzenschutzmittel in der EU, bei dem immer nur Einzelwirkstoffe auf ihr Gefährdungspotenzial geprüft würden. „Zugelassen sind nämlich mehrere hundert Stoffe, die völlig unerwartete und gefährliche Kombinationseffekte haben können“ erläuterte Corinna Hölzer. Anja Voß berichtete über die laufende Klagen des BEL gegen die Zulassung von Fluorpyram und Pendimethalin: „ Letztlich wollen wir erreichen, dass das gesamte Zulassungssystem der EU neu aufgestellt wird und endlich aktuelle Forschungsstände berücksichtigt.“ Einig waren sich die Teilnehmenden, dass das Thema Pestizideinsatz mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient habe: „Wir müssen klarmachen, dass der Bio-Anbau keine Nische ist sondern eine echte Alternative, die die Welt ernähren kann“, stellte Corinna Hölzel fest. Aktuell würden selbst gemäßigte Pestizidreduktionsziele von der Politik gekippt: „Das nimmt den Landwirten die Investitionsanreize und ist ein völlig falsches Signal“, so Tim Ruwe und Anja Voß bilanzierte: „Wir müssen uns deutlich mehr politisieren.“
Die Bilanz eines erfolgreichen Messetags in Hamburg: 2.820 Fachbesuchende, 2,8% mehr als im Vorjahr, besuchten die BioNord 2025. „Der Standortwechsel nach Hamburg hat sich als nachhaltig positiver Impuls erwiesen“, so BioMessen Veranstalter Wolfram Müller. „Wie wichtig die BioNord für den gesamten norddeutschen Raum ist, zeigt sich unter anderem daran, dass nicht nur die Hamburger Bio-Wirtschaft, sondern auch die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf der BioNord präsent sind.“
Die Termine für die BioMessen 2026 stehen bereits: Den Auftakt macht die BioOst, die am 11. und 12. April erstmals an zwei Tagen und auch für Verbraucher:innen geöffnet stattfindet. Die BioWest folgt am 19. April; die BioSüd findet am 27. September statt und die BioNord am 11. Oktober.