Die BioOst bot dabei nicht nur eine Bühne für neue Produkte und Sortimente für den Bio-Fachhandel, sondern auch eine Plattform für Austausch und Vernetzung. Wolfram Günther, sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Susanna Karawanskij, thüringische Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft und Gerd Zender, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten Sachsen-Anhalt, nutzten den Messesonntag, um sich auf einem ausgiebigen Rundgang ein Bild vom vielfältigen Angebot zu machen und sich mit Ausstellenden und Verbands-Vertreter:innen auszutauschen.
„Wir streben im Öko-Landbau an, dass Angebot und Nachfrage gleichmäßig gut wachsen — in allen Schritten und über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. In diesem Zusammenhang hat die BioOst in Leipzig eine wichtige Funktion“, so Staatsminister Günther. Alle wüssten, dass die Branche ein herausforderndes Jahr hinter sich habe. „Dennoch können wir feststellen: Die Nachfrage ist da. Und auf Seiten der Unternehmen sehe ich viele Ideen, nicht nur bei der Entwicklung von Produkten, sondern auch bei der Vermarktung. Ich nehme hier eine sehr positive Grundstimmung mit.“
Ministerin Karawanskij stellte fest, wie wichtig es sei, ökologische Produktion regional und landesübergreifend zu denken. Schließlich gebe es gewachsene Strukturen in den ostdeutschen Ländern, die sich gut miteinander verknüpfen ließen. „Am Ende brauchen wir vor allem ausreichend Mittel, um den Ausbau des Ökolandbaus noch stärker zu unterstützen. Mir ist es wichtig, dass wir bei der Förderung ökologische Aspekte und Regionalität miteinander verbinden. Wir brauchen starke regionale Produktion und kurze Lieferketten. Damit sorgen wir vor allem für robuste Versorgungsstrukturen und wie wichtig das ist, hat uns die Corona-Pandemie gezeigt.“ Staatssekretär Zender lenkte das Augenmerk auf die Öko-Bäuerinnen und ‑Bauern: In Hinblick auf die Öko-Anbauflächen sei es wichtig, die Entwicklung der Lieferketten ganzheitlich im Auge zu behalten, so Gert Zender: „Am Ende muss die Leistung der erzeugenden Betriebe auskömmlich honoriert werden.“
Wie sich der Bio-Fachhandel angesichts sinkender Umsätze und steigender Kosten aufstellen kann, um auch in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften, darum ging es in der der BioMessen-Podiumsdiskussion „12 Uhr mittags“ unter dem Titel „Wege aus der Depression“. Karin Romeder, bei Naturland Zeichen zuständig für den Fachhandel, verwies auf den grundlegenden Unterschied zwischen Bio- und konventionellem Handel: „Der Bio-Fachhandel hat Bio in der DNA, Wir waren immer – und ich wünsche mir das auch für die Zukunft – die Speerspitze der Bio-Branche. Dazu gehört, aktiv die Themen herauszuspielen, die uns nach vorne bringen.“ Die aktuelle Krise sei zwar eine erhebliche, aber durchaus nicht die erste, die die Branche erlebe. Auch Thomas Hölscher, Geschäftsführer des Großhandels Naturkost Erfurt, wies darauf hin, dass Veränderungen grundsätzlich unabdingbar seien, die aktuelle Krise aber nicht hausgemacht, sondern durch äußere Ereignisse verursacht sei. „Natürlich haben wir alle gerade nicht viel zu lachen, aber ich erlebe ein hohes Maß von Aktivität und Kreativität und so dass ich das Wort ‚Depression‘ in diesem Zusammenhang nicht angemessen finde.“ Marisa Endrejat, Geschäftsführerin des jungen Unternehmens Elb-Ferment, lobte ebenfalls den Optimismus und Zusammenhalt. „Elb-Ferment gibt es seit vier Jahren und wir haben unseren Markteinstieg über den BioFachhandel gefunden. Wir sind Überzeugungstäter und da war es einfach logisch, dass das unserer Weg ist.“ Malte Reupert, Geschäftsführer des Bio-Filialisten Biomare, berichtete von seinen Erfahrungen im Schutzschirmverfahren und von dem bevorstehenden erfolgreichen Abschluss: „Man muss ehrlich in den Spiegel schauen und seine Hausaufgaben machen.“ Das sei schwierig und aufwändig, aber man habe es geschafft: „Ab Mai sind wir wieder ein ganz normales Unternehmen.“ Das sei auch dem Vertrauen von Lieferanten zu verdanken. Die gemeinsamen Werte, ein besonderes Miteinander, das sei ein Schatz, dessen man sich bewusst sein solle, allerdings, so seine Warnung: „Die Vergangenheit trägt uns nicht in die Zukunft. 100% Bio, das reicht nicht mehr.“ Am Ende der Diskussion gab es keine Patentrezepte für den Bio-Fachhandel – wohl aber einen Hauch von Optimismus, dass die Bio-Branche mit Resilienz und Kreativität auch diese Krise überstehen wird.
Ein Fazit, das für die gesamte BioOst zutrifft: Volle Gänge, lebhafte Gespräche – Fachbesucher:innen und Ausstellende waren am Ende des Tages zufrieden. „Ein häufiges Feedback war, dass die Aussteller mit gedämpften Erwartungen an den Start gegangen waren und von der Resonanz sehr positiv überrascht wurden“, berichtet BioMessen-Veranstalter Matthias Deppe und Wolfram Müller. „Wir freuen uns natürlich sehr über diesen gelungen Jahresauftakt der BioMessen.“
Am 16. April findet die BioWest in Düsseldorf, im Herbst folgen die BioSüd in Augsburg (10. September) und die BioNord am neuen Standort Hamburg (17. September).